Glashaus
Hügelweg 59



Erbaut: 1914
Nutzung: Atelier für die Glasschleiferei
Architekten: Rudolf Steiner (Entwurf), Baubüro am Goetheanum (Ausführung)
Bauherrschaft: Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft
Eines der ersten Gebäude im neuen, anthroposophischen Baustil auf dem Dornacher Hügel war das sogenannte Glashaus, das als Atelier zum Schleifen der Glasfenster des Ersten Goetheanum dienen sollte. Es wurde im Sommer 1914 eingeweiht. In diesem eigenwilligen Bau kann man den versuch erkennen, die Prinzipien zu verwirklichen, nach denen alle Häuser der Anthroposophen-Kolonie gebildet sein sollten. Die beiden Kuppeln mit ihrer Schiefereindeckung sind eine Metamorphose des Doppelkuppelprinzips des ersten Goetheanum. Diese Verwandtschaft wird durch die Holzschindelschalung und die Schieferdeckung noch verstärkt. Der Anspruch, dass alle Bauten auf dem Dornacher Hügel Frieden und Harmonie ausdrücken sollten, ist in vielen Details spürbar: So in der einladenden Geste des Eingangsbereichs und der Zugangstreppe, den kleineren seitlichen Fenstern, die sich mit einer liebevollen Geste dem jeweils mittleren Fenster zuwenden, oder der plastischen Ausformung der Fensterleibungen. Es war die Einweihung des Glashauses, wenige Wochen vor Beginn des ersten Weltkriegs, in der Rudolf Steiner davon sprach, dass Bauformen dereinst Gesetzgeber werden würden, die die Menschen zu einem moralischen Tun leiten sollten.
Der Gedanke, dass sich die Funktion in den Formen ausdrücken soll, zeigt sich beim Glashaus vielleicht am besten in der «nichtphiliströsen Türklinke». Diese fordert zur Besinnung auf, wie sie zu bedienen ist, um die Türe zu öffnen und entspricht dabei dem Türprinzip im Kleinen.
Das Glashaus war dann auch der Ort, in dem das Modell zum Zweiten Goetheanum entstehen sollte.
Bilder: © Jolanthe Kugler

Standort
