Haus Duldeck
Rüttiweg 15



Erbaut:1915
Architekten: Rudolf Steiner / Ernst Aisenpreis
Bauherrschaft: Emil Grosheintz
Haus Duldeck, in dem heute das Rudolf Steiner Archiv seinen Sitz hat, wurde als Wohnhaus für den Stifter des Goetheanum-Grundstücks errichtet. Rudolf Steiner legte viel Wert auf die Errichtung, als «lebendiger Protest gegen alles Althergebrachte im Baustil und in der Bauart […] als eine Vorverkündigung eines Neuen». Und dieser Wunsch gilt auch heute noch, trotz der grossen Entwicklung in der Bautechnik und den Bauformen. Die Formen des Hauses sind in ihrer Bewegtheit und in den Details immer noch faszinierend anders, als vieles, was sonst gebaut wurde. Und wenn man sich in der Fantasie ins Jahr 1915 auf den Dornacher Hügel versetzt, ist haus Duldeck gegenüber dem Goetheanum und dem Glashaus ein recht radikaler Schritt, selbst wenn man die beiden Erker an den Ecken noch als Reminiszenz an die beiden Kuppeln beim Heizhaus oder Glashaus lesen kann. Mit der Dachform, den Bewegungen von Regenrinnen und dem Geschossband wie auch mit dem Nordeingang betritt Rudolf Steiner nun vollends die modellierenden Wege, die er vermutlich mit dem Kamin des Heizhauses tastend begonnen hatte: die Ausnutzung des neuen Baustoffs Eisenbeton, das Ausloten der formalen Möglichkeiten der Metamorphose und den Einbezug der Geste in das Gestalten von Bauten.
Allerdings gab es auch Widerstand gegen das Projekt. Nicht wegen der Formen, sondern wegen der profanen Nutzung als Wohnhaus in direkter Nähe der Mysterienstätte. Dem setzte Rudolf Steiner seine klare Meinung entgegen, dass, wie im Mittelalter, Leben um den Goetheanumbau sein müsse, und er nichts dagegen hätte, wenn auch einmal Windeln auf dem Hügel im Wind flattern würden. Und so wurde das Haus auf dem Hügel geduldet und Duldeck genannt.
Bilder: © Jolanthe Kugler | Bild rechts Mitte © Norbert Roztocki

Standort
